24. Januar 2008

Es war einmal eine junge Frau, die träumte, von allen bewundert und begehrt zu werden. Sie machte alles, um in den Kreisen der Künstler, Werbe- und Modeschaffenden zu gelangen und durch diese zu einem Status zu gelangen, der sie von den anderen abhob. Sie hatte auch keinen Skrupell, gegen Mitbewerberinnen zu intrigieren und zu lügen, wenn es für sie von Vorteil war. Wann immer Highsociety-Partys angesagt waren, wo "Leute mit Geld" verkehrten, schmeichelte sie sich ein und nutzte die Menschen zu ihren Gunsten aus. Sie verstand es, Menschen gegeneinander auszuspielen und Unmut in Gruppen zu schaffen.

Doch eines Tages, als sie in den Spiegel sah, merkte sie, dass ihre jugendliche Schönheit zu schwinden begann. Auch die Leute, die nur an ihrem Schein interessiert waren, verloren das Interesse an ihr und liessen sie stehen. Man war nett zu ihr, aber das war es auch schon. Also bemühte sie sich noch mehr, sich in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen, dekorierte sich als Künstlerin und gab alles, um die Spuren des Alters - die Falten - zu verbergen. Je mehr sie dies tat, desto mehr wendeten sich die Menschen von ihr ab, denn es sah auch maskenhaft aus. Ihr Gehabe stiess die Menschen immer mehr ab, doch keiner sagte es ihr direkt. Ihr beleidigtes Gehabe und Gejammer wollte sich ja auch niemand anhören. Also log man sie an, wie sie es auch immer tat.

Es kam der Tag, an dem sie wieder vor dem Spiegel stand und nun merkte, dass kein Mensch je wirklich an ihr interessiert war. Es war ihre Fassade, die für kurze Zeit für gewisse Menschen interessant war, sie als Mensch bedeutete jedoch niemandem etwas und alle Freunde, die sie hatte, waren zu beschäftigt respektive sie trafen sich mit Menschen, mit denen sie lachen und Spass haben konnten. Also stand sie da vor dem Spiegel und musste der Realität der Falten und der Bedeutungslosigkeit ins Gesicht schauen.

Sie stand da, sah sich lange an und das unendliche Gefühl der Leere überkam sie. Sie sah einen Menschen da im Spiegel, den sie eigentlich nicht kannte. Sie wusste eigentlich nicht, wer diese Person da drüben war. Und da sie in all den Jahren verpasst hatte, sich selber kennen zu lernen und sich mit dem eigenen Leben zu befassen, konnte sie es auch in diesem Momente nicht.

Die Einsamkeit, die Bedeutungslosigkeit stützte sie in eine tiefe Kriese und das Jammern begann. Nach aussen spielte sie die Rolle der Madame, die nun junge Talente förderte. Diese förderte sie aber nur, wenn diese ihr Untertan waren. Hatten diese eine eigene Meinung, dann zeigte sich ihr wahrer Charakter: sie zog lästernd über diese her und denunzierte diese.

Damit aber schuf sie sich keine wahren Freunde, sondern alle Menschen begegneten ihr zwar höflich und respektvoll, wenn sie jedoch weg war, waren alle froh, diesen Menschen nicht mehr in ihrer Nähe zu haben. Das einst schöne Gesicht hatte sich gewandelt zu einer inhaltslosen, fassadären Maske.

Eigentlich könnte ich hier noch viel weiter schreiben, aber die Moral der Geschichte ist, dass Schönheit vergeht und Charakter besteht. Menschen mit einem schlechten Charakter und einer integranten Umgangsweise werden keine Freunde im Alter haben. Wer sich im Leben aufwertet, indem er andere abwertet, wird spätestens dann, wenn er am Tor zum Reich in die andere Welt steht, der Wahrheit ins Auge schauen müssen. Das ist der Moment, in dem man mit sich und seinem Leben im Reinen stehen muss. Wer also mit Wärme, Herzlichkeit, Freundschaft und Aufrichtigkeit durchs Leben geht, der mag vielleicht nicht immer im Rampenlicht stehen oder reich sein, aber die Liebe und Freude, die er den Menschen selbstlos schenkt, ist weit mehr wert als alles Geld der Welt. Ruhm und Ehre gebührt dem, der jedem Menschen, ob alt oder jung, ob krank oder gesund, ob fröhlich oder traurig, unvoreingenommen mit Liebe und Herzlichkeit begegnen kann. Das kann man nicht kaufen, das kann man nur geben und das ist das was die Menschen rund um uns herum auch schätzen.