2. Mai 2008

Wenn nichts existiert....

Der junge Zen-Schüler Yamaoko besuchte einen Meister nach dem anderen und es erfüllte ihn mit Stolz, sein spirituelles Wissen zu demonstrieren.
Schliesslich sprach er auch bei Zen-Meister Dokuon vor, der gerade im Garten sass und eine Pfeiffe rauchte.
Yamaoka sagte: "Der Geist, Buddha und die Lebewesen existieren schlussendlich nicht. Die wahre Natur der Erscheinung ist Leere. Es gibt keine Verwirklichung, keine Täuschung, keine Weisheit, keine Mittelmässigkeit. Es gibt kein Geben und nichts, was empfangen wird."
Dokuon, der still vor sich hin rauchte, sagte nichts. Plötzlich schlug er mit seiner Bambuspfeife Yamaoka auf den Kopf. Das machte den jungen Mann ausgesprochen wütend.
"Wenn nichts existiert", erkundigte sich Dokuon sanft, "woher kommt dann dieser Zorn?"

12. April 2008

Der Baum der Wünsche

Es war einst ein armer, einfacher Mann, der während einer Wanderung müde wurde und unter einem Baum einschlief, ohne zu wissen, dass es sich um einen Yuhui-Baum handelte. Ein Yuhui-Baum erfüllt demjenigen alle Wünsche, der sich länger als eine Stunde im Umkreis von einem Meter aufhält.

Nach einigen Stunden erwachte der Mann, sich räkelnd und streckend, und kehrte langsam wieder ins Hier und Jetzt zurück. "Wie schön würde es sein", dachte er, "wenn ich nicht mehr allein wäre, sondern eine schöne, junge Frau hätte". Kaum hatte er sich diesen Wunsch gedacht, stand eine wunderschöne Frau vor ihm, die ihn verliebt anblickte.

Der arme Mann konnte sein Glück kaum fassen. "Wie schön müsste es sein, mit diesem bezaubernden Wesen ein gemeinsames Haus sein Eigen nennen zu können." Und schon sass er mit seiner schönen, jungen Frau in einem Traumpalast, der direkt neben dem Yuhui-Baum entstanden war.

"Ach wie schön wäre es, wenn ich jetzt noch Geld hätte". Kaum gedacht, schwamm er plötzlich regelrecht im Geld. Nun hatte er alles, von dem er jemals geträumt hatte.

Doch nun beschlichen ihn mehr und mehr negative Gedanken: "Wieso habe ich so viel Glück?", "Warum passiert das ausgerechnet mir?", "Sicherlich muss ich dieses Glück mit meiner Gesundheit bezahlen."

Kaum besetzten diese Gedanken seinen Geist, wurde er sehr krank. Nun steigerten sich die negativen Gedanken des Mannes in zunehmendem Masse. "Jetzt da ich krank bin, wird es sicherlich nicht lange dauern, dann wird mich meine schöne, junge Frau verlassen", dachte er. Und wenige Augenblicke später verschwand die schöne, junge Frau aus seinem Leben.

"Nun habe ich nur noch mein Haus und mein Geld. Hoffentlich verliere ich nicht auch das noch...." Kaum gedacht, sass er wieder neben dem Baum - ohne Haus und ohne Geld.

"Bei all dem Unglück, das ich magisch anziehe, muss ich bestimmt bald sterben", waren seine letzten Gedanken.....

Author: unbekannt

12. Februar 2008

Ich hab Euch lieb....
Manche Eltern versuchen ihre Kinder unter anderem mit Liebesentzug zu erziehen, also nach dem Muster: "Wenn Du gehorchst und alles richtig machst, bist Du mein liebes Kind, anderenfalls zeige ich Dir die kalte Schulter." Diese Kinder werden wahrscheinlich auch später unwillkürlich das Wort "Liebe" mit "Leistung" verbinden und unter der Vorstellung leiden, Liebe immer mit Leistung erkaufen zu müssen.
Viele religiöse Menschen glauben, mit guten Taten und Werken ihrem Gott zu gefallen. Sie quälen sich und andere mit einem unnötigen religiösen Frömmigkeitsstil. Sie sündigen immer wieder aufs Neue und glauben, mit einem Gebet seien sie von ihrer Schuld befreit oder wenn sie mal einem Kranken geholfen haben, sie wären grossartige Wohltäter.
Das ist Irrsinn. Denn alle Menschen - auch die religiös fanatischen - wünschen sich in Frieden zu leben und die Liebe zu fühlen. In einer Gemeinschaft zu leben, die von Liebe, Wärme, Güte und gegenseitiger Achtung getragen ist.
Warum also nur davon träumen?
Warum beginnen wir nicht gleich heute und vollbringen eine kleine Tat, die selbstlos ist:
Eine Tat, die nichts vom anderen fordert,
eine Tat, die nicht verlangt, er müsse eine Gegenleistung dafür erbringen oder "Danke" sagen?
Eine Tat, die dem Nächsten dient aber nicht einem selber?
Es sind die Kleinigkeiten, denen wir heute mehr Bedeutung beimessen sollten. Wir können nicht die ganze Welt verändern, aber wir können die Welt rund um uns herum jeden Tag auf's Neue gestalten, wir können den Menschen Herzenswärme schenken und wir können dem Menschen das Gefühl geben, dass er etwas Besonderes ist.
Alles was Du selbstlos geben kannst, kehrt auch wieder zu Dir zurück. Also sage ich heute meinen Kindern: "Ich habe Euch lieb, ich glaube an Euch....."

24. Januar 2008

Es war einmal eine junge Frau, die träumte, von allen bewundert und begehrt zu werden. Sie machte alles, um in den Kreisen der Künstler, Werbe- und Modeschaffenden zu gelangen und durch diese zu einem Status zu gelangen, der sie von den anderen abhob. Sie hatte auch keinen Skrupell, gegen Mitbewerberinnen zu intrigieren und zu lügen, wenn es für sie von Vorteil war. Wann immer Highsociety-Partys angesagt waren, wo "Leute mit Geld" verkehrten, schmeichelte sie sich ein und nutzte die Menschen zu ihren Gunsten aus. Sie verstand es, Menschen gegeneinander auszuspielen und Unmut in Gruppen zu schaffen.

Doch eines Tages, als sie in den Spiegel sah, merkte sie, dass ihre jugendliche Schönheit zu schwinden begann. Auch die Leute, die nur an ihrem Schein interessiert waren, verloren das Interesse an ihr und liessen sie stehen. Man war nett zu ihr, aber das war es auch schon. Also bemühte sie sich noch mehr, sich in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen, dekorierte sich als Künstlerin und gab alles, um die Spuren des Alters - die Falten - zu verbergen. Je mehr sie dies tat, desto mehr wendeten sich die Menschen von ihr ab, denn es sah auch maskenhaft aus. Ihr Gehabe stiess die Menschen immer mehr ab, doch keiner sagte es ihr direkt. Ihr beleidigtes Gehabe und Gejammer wollte sich ja auch niemand anhören. Also log man sie an, wie sie es auch immer tat.

Es kam der Tag, an dem sie wieder vor dem Spiegel stand und nun merkte, dass kein Mensch je wirklich an ihr interessiert war. Es war ihre Fassade, die für kurze Zeit für gewisse Menschen interessant war, sie als Mensch bedeutete jedoch niemandem etwas und alle Freunde, die sie hatte, waren zu beschäftigt respektive sie trafen sich mit Menschen, mit denen sie lachen und Spass haben konnten. Also stand sie da vor dem Spiegel und musste der Realität der Falten und der Bedeutungslosigkeit ins Gesicht schauen.

Sie stand da, sah sich lange an und das unendliche Gefühl der Leere überkam sie. Sie sah einen Menschen da im Spiegel, den sie eigentlich nicht kannte. Sie wusste eigentlich nicht, wer diese Person da drüben war. Und da sie in all den Jahren verpasst hatte, sich selber kennen zu lernen und sich mit dem eigenen Leben zu befassen, konnte sie es auch in diesem Momente nicht.

Die Einsamkeit, die Bedeutungslosigkeit stützte sie in eine tiefe Kriese und das Jammern begann. Nach aussen spielte sie die Rolle der Madame, die nun junge Talente förderte. Diese förderte sie aber nur, wenn diese ihr Untertan waren. Hatten diese eine eigene Meinung, dann zeigte sich ihr wahrer Charakter: sie zog lästernd über diese her und denunzierte diese.

Damit aber schuf sie sich keine wahren Freunde, sondern alle Menschen begegneten ihr zwar höflich und respektvoll, wenn sie jedoch weg war, waren alle froh, diesen Menschen nicht mehr in ihrer Nähe zu haben. Das einst schöne Gesicht hatte sich gewandelt zu einer inhaltslosen, fassadären Maske.

Eigentlich könnte ich hier noch viel weiter schreiben, aber die Moral der Geschichte ist, dass Schönheit vergeht und Charakter besteht. Menschen mit einem schlechten Charakter und einer integranten Umgangsweise werden keine Freunde im Alter haben. Wer sich im Leben aufwertet, indem er andere abwertet, wird spätestens dann, wenn er am Tor zum Reich in die andere Welt steht, der Wahrheit ins Auge schauen müssen. Das ist der Moment, in dem man mit sich und seinem Leben im Reinen stehen muss. Wer also mit Wärme, Herzlichkeit, Freundschaft und Aufrichtigkeit durchs Leben geht, der mag vielleicht nicht immer im Rampenlicht stehen oder reich sein, aber die Liebe und Freude, die er den Menschen selbstlos schenkt, ist weit mehr wert als alles Geld der Welt. Ruhm und Ehre gebührt dem, der jedem Menschen, ob alt oder jung, ob krank oder gesund, ob fröhlich oder traurig, unvoreingenommen mit Liebe und Herzlichkeit begegnen kann. Das kann man nicht kaufen, das kann man nur geben und das ist das was die Menschen rund um uns herum auch schätzen.