25. November 2007


Es gibt kein schöneres Gefühl, als das Staunen über einen wundervollen Moment, der keiner Worte und keines Gedankens bedarf. Die Augen schliessen und tief durchatmen, die Kälte im Gesicht spüren und die Wärme in sich fühlen - ein seltenes Gefühl, mit dem ganzen Universum eins zu sein.

11. November 2007


Martin hat heute Namenstag.
Dazu die Legende von St. Martin.

Martins grösster Wunsch war, einmal ein Soldat des Kaisers zu werden. Deshalb trat er schon früh in das Heer des Kaisers ein. Er war noch nicht einmal achtzehn Jahre alt. Martin war mutig und tapfer, er hatte viele Freunde. Aber besonders stolz war er auf sein Pferd. Für Martin gab es nichts Schöneres, als auf seinem Pferd durch die Strassen der Stadt zu reiten. Sogar im Winter sattelte er sein Pferd und machte mit ihm eine Ausritt. An einem Abend war es besonders kalt, auf den Straßen lag dicker Schnee. Trotzdem sattelte Martin sein Pferd und führte es aus dem Stall, als er durch die Strassen ritt, begegnete ihm kein Mensch. Nicht einmal ein Hund trieb sich noch draussen herum, allen war es viel zu kalt. Die Menschen hockten in ihren Zimmern um das Feuer herum, und die Tiere rückten im Stall ganz eng zusammen. Martin trieb sein Pferd an, beim schnellen Ritt würde ihnen beiden warm werden. Doch plötzlich zügelte Martin sein Pferd. Da lag doch etwas im Schnee am Strassenrand. War es ein Tier? War es ein Mensch? Vorsichtig ritt Martin näher, da hörte er ein leises Stöhnen. Als er sich niederbeugte, erblickte er einen Mann, der wimmerte vor Kälte. Es war ein Bettler, der nur Lumpen trug, “ Ich friere so!” jammerte er . Martin zögerte nicht, er griff nach seinem Schwert, nahm seinen Mantel von der Schulter, packte das Schwert und schnitt seien eigenen Mantel mittendurch. “Das schenke ich dir” sagte er und reichte dem Bettler den halben Mantel. “Danke!” sagte der Bettler leise und wickelte sich in den Mnatel ein. Martin aber legte die andere Hälfte um sich , trieb sein Pferd an und ritt davon. Nachts träumte er von Jesus, darauf verliess er das Heer des Kaiser. Er wollte kein Soldat mehr sein, er wollte lieber den Armen helfen. Überall im Land erzählte man von dem Heiligen Martin. Die Geschichte von dem armen Bettler hatte sich weit herumgesprochen, so war Martin ein bekannter Mann. Viele Menschen liebten und verehrten ihn, sie wollten Martin sogar zum Bischof machen. Aber Martin wollte nicht Bischof werden, dafür war er viel zu bescheiden. Er hatte angst vor diesem Amt und meinte er würde nie ein guter Bischof werden. Als die Leute kamen und ihm zum Bischof machen wollten, versteckte er sich in einem Gänsestall. Hier werden sie mich bestimmt nicht suchen, dachte er. Die Gänse im Gänsestall aber schnatterten so laut und waren so aufgeregt, das Martin schliesslich doch entdeckt wurde. So wurde Martin Bischof und er wurde ein guter Bischof.

10. November 2007

Mohammed und der Berg

Tödi GL, Blick aus der Modern Music School, Mitlödi Richtung Glarner Hinterland.

"Das Wunder", sagte der Mohammed, "macht den Propheten noch nicht aus. Wenn ihr's aber verlangt, so werden ich und jener Berg dort geschwind beisammen sein."

Er deutete auf einen Berg, der eine Stunde weit oder mehr entfernt war, und rief mit gebieterischer Stimme, dass der Berg sich solle von seiner Stelle erheben und zu ihm kommen.

Als aber dieser keine Bewegung machen und keine Antwort geben wollte, wiewohl keine Antwort auch eine ist, so ergriff Mohammed sanftmütig seinen Stab und ging zum Berg.

Womit er ein merkwürdiges und nachahmenswertes Beispiel gab, auch für Leute, die keine Propheten zu sein verlangen, nämlich, dass man dasjenige, was man selbst tun kann, nicht von einem wunderbaren Verhängnis oder von Zeit und Glück oder von anderen Menschen verlangen sollte.

Johann Peter Hebel